Teikn frá Keldudal: eine Liebeserklärung

Teikn frá KeldudalManchmal gibt es sie tatsächlich, die Liebe auf den ersten Blick und so geschah es mit Teikn, als ich sie zum ersten Mal sah. Eine stolze, prachtvolle Stute, scheu und souverän. Obwohl sie damals extrem dick war, denn sie kam zum Absetzen ihres Fohlens zu uns, umgab sie immer eine ganz spezielle Aura. Mein Auftrag war es, sie nach der Fohlenpause zu trainieren und fit zu machen für die FIZO. Ihre damalige Besitzerin Agata Macek aus Slowenien hielt grosse Stücke auf Teikn und sie hatte sie ursprünglich für ihren Sohn gekauft, der mit Teikn Passwettbewerbe bestreiten sollte. Teikn war zwar eine hervorragende Rennpasserin, aber auch sehr feurig und selbstbewusst und selbst für einen gut reitenden Teenager machmal eine Nummer zu gross. Ihr Fohlen von Lykill fra Blesastöðum war ein eleganter und leichtfüssiger Hengst, der auf den Namen Svaðilfari hörte. Teikn war trotz ihrer anfänglichen Leibesfülle sehr wendig und lauffreudig und man musste vorsichtig sein, ihr nicht das Gefühl zu geben, es ginge darum möglichst schnell von Punkt A nach B zu gelangen. Wir lernten uns kennen und schätzen und ich gewann langsam ihr Vertrauen. Nach einiger Zeit gelang es mir, sie in allen 5 Gängen zu reiten und dabei sanft zu bleiben, wenn es um die Regulierung des Tempos ging. Manche mögen den Eindruck gewinnen, sie sei ein verrückter Durchgänger, aber das ist sie keineswegs. Ihr wohnt ein Feuer inne, welches ich nur selten bei einem Pferd entdecken durfte und mir ihr hat man das Gefühl, buchstäblich an das Ende der Welt reiten zu können. Die Tage und Monate gingen ins Land und so kam auch der Tag der FIZO an dem sie sich von ihrer besten Seite zeigte und dennoch „nur“ auf 7,99 gesamt kam. Die 9 für Temperament und Charakter war ihr sicher, aber für mich und manch anderen unverständlich nur eine 8,5 für ihren aussergewöhnlichen Rennpass. Drei hervorragende Passsprints im zweiten Durchgang liessen mir Gänsehaut über den Rücken huschen. Danach ging Teikn wieder ihrer Wege und sollte ein Jahre später nochmal den Weg nach Hafnersholt finden, denn da sie einen Sommer lang nicht aufgenommen hatte, beschloss ihre Besitzerin sie zu verkaufen. Teikn, wieder sehr kräftig und nicht besonders sportlich aussehend, kam erneut ins Training und schnell waren Interessenten gefunden. Der ersten war sie dann doch zu feurig als Reitpferd und die zweite Kundin wollte sie als Bereicherung ihrer Zucht und man war sich schnell einig. Doch dann der Schreck: auf den Röntgenbildern war ein Spat Befund erkennbar und die Kundin sprang verständlicher Weise ab. Nun war meine Stunde gekommen. Ich konnte dieses stolze Pferd zu einen fairen Preis erwerben und vor uns lagen zwei tolle Jahre mit unglaublichen Passsprints und einigen schönen Erfolgen wie z.B. dem dritten Platz an der Schweizer Meisterschaft mit 23,8 Sekunden im 250 Meter Rennen und dem vierten Rang an der Mitteleuropäischen Meisterschaft im 150 Meter Rennen. Inzwischen bekam ich ihren Sohn von Lykill zum Einreiten und war begeistert. Er stand an Charakter und Temperament seiner Mutter in nichts nach, war aber deutlich eleganter und leichter gebaut als sie. Also nichts wie zum Hengst dachte ich mir und beendete unsere kurze Turnierlaufbahn im selben Jahr. Leider hatte Teikn eine hartnäckige bakterielle Infektion und aus dem Traum vom Fohlen wurde erst einmal nichts. Das war 2014. 2015 wollte ich sie wieder Rennen reiten, doch die Vorbereitungen zur WM mit Heljar nahmen mich voll in Anspruch und so verstrich die Zeit. An einem wunderschönen Tag Ende Oktober 2015 kam ich auf die Idee, Teikn und Heljar könnten doch über den Winter zusammen stehen. Rosse hatte sie zwei Jahre lang nie gezeigt und nach drei Jahren ohne aufzunehmen, ging ich davon aus, sie sei unfruchtbar geworden. Ja nun, was soll ich sagen. Sie standen nur 20 Minuten beisammen aber dem kurzen Stelldichein entspringt nun 2016 ein spätes Kind der Liebe, um es einmal menschlich auszudrücken. Wie kann man nur so naiv sein, werden sich einige von euch denken, doch ich bin überzeugt, es hat so kommen müssen. Die Anpaarung Heljar/Teikn war schon immer mein Traum. Nun bin ich voller Vorfreude auf mein Septemberfohlen und erinnere mich oft an die unglaublichen Ritte, die ich mit Teikn erleben durfte. Sie hat mich Geduld und innere Ruhe gelehrt und mir geholfen, ein besserer Reiter zu werden. Ich bin gespannt, wohin die Reise gehen wird.